Im Gegensatz zu vielen Mitstudierenden habe ich keinerlei Pflanzenkenntnisse mitgebracht, da ich weder eine Aubildung im grünen Bereich, noch mich privat grossartig mit der Flora um mich herum beschäftigt habe. Für mich war eine Wiese bis vor kurzem einfach eine Wiese - ohne dass ich Details und Unterschiede feststellen konnte. Eine Wiese ist eine Wiese ist eine Wiese? Von wegen! Das hat mich am Anfang sehr zweifeln lassen. Schaffe ich es überhaupt, diese Wissenslücken aufzuholen? Manches Mal wäre ich auch gerne in der Haut eines 20jährigen - mit noch so viel Zeit vor mir. Auf der anderen Seite: Es ist nie zu spät, bis zum letzten Atemzug. Ich werde wohl nie auf dem Niveau eines Gärtners oder Botanikers sein. Und ich habe immer noch das Gefühl, mit einer kleinen Lampe in einen grossen Dschungel zu schauen. Aber so langsam haben sich die Augen an das Licht gewöhnt und ich beginne, Umrisse, Unterschiede und Besonderheiten zu erkennen. Was mir hilft, ist der Gedanke, nicht alles auswendig wissen zu müssen, sondern vor allem ein Gefühl für Pflanzen zu entwickeln, durch Beobachten und das bewusste Begleiten des Wachstumszyklus.
Die Beschäftigung mit der Permakultur hat mir eine grössere Sichtweise auf das Leben und seine Zyklen gegeben. Es hört sich vielleicht kitschig an, aber während des PDC habe ich im Leben und Sterben der Mikroorganismen in den Pflanzenwurzeln, in diesem Ein- und Ausatmen der Welt, den göttlichen Funken erlebt. Überall plötzlich Muster und Gemeinsamkeiten wahrzunehmen, wie alles bis ins Kleinste und bis ins Grösste zusammenhängt, sich begleitet und trägt. Es gibt keine Worte angesichts dieser Perfektion. Nur Ehrfurcht und Staunen. Und die Gewissheit, dass es unser aller Bestreben sein sollte, diese Perfektion zu wahren und nicht zu zerstören, wenn uns etwas am Überleben als Spezies auf diesem Planeten liegt. Es geht nicht darum, wer am meisten weiss, sondern darum, wie wir gemeinsam unsere Stärken für die Bewahrung dieser wunderbaren Welt einsetzen können.
Mit diesen Themen habe ich mich während der Ausbildung stärker auseinandergesetzt:
Essbare Wildpflanzen
Essbare Wasserpflanzen
Pflanzen im Waldgarten und Obstbaumlebensgemeinschaften
Gärtnern mit möglichst wenig Eingriffen in das Gleichgewicht der Natur (elementares Gärtnern nach Gian Carlo Cappello)
Anhand dieser Auswahl sieht man schon, dass mich vor allem der grosse wilde Garten der Welt fasziniert, in dem alles im Überfluss zur Verfügung steht, ohne dass der Mensch die Zügel in der Hand haben muss und sollte.
Geholfen haben auf diesem Weg:
viele Pflanzenbestimmungsbücher (siehe Ressourcen)
Kurse (Einführung in die Phytotherapie, Essbare Wildpflanzen: Erkennen, Sammeln und Kochen mit Meret Bissegger, Wildkräuterwanderungen)
Lernen von Menschen, die sich besser auskennen, viele Fragen stellen und keine Angst davor zu haben, Lücken zu zeigen
viel Rausgehen, Beobachten und Experimentieren mit Pflanzen (Wachstumszyklus, Bedürfnisse, Standorte, Eigenschaften, Heilpflanzen sammeln und anwenden, Kochen mit Wildpflanzen)
das Sammeln und Anlegen von Pflanzlisten, in die ich Besonderheiten und Eigenschaften eintrage. Diese helfen oft meinem Gedächtnis auf die Sprünge und sind guter Begleiter in der Praxis. Auch helfen sie dabei, sich botanische, italienische und deutsche Pflanzennamen einprägen zu können. Diese Listen möchte ich hier gerne auch anderen Designern und Interessierten zur Verfügung stellen, auf dass sie auch Euch hilfreich sein können. Sie sind weiter am Wachsen, wer eine aktualisierte Version haben möchte oder Lust hat, sie zu erweitern, kann mich gerne kontaktieren.
Pflanzen im Waldgarten
Sowohl beim Projekt in Lottigna, als auch beim Projekt in Acqui Terme ging es viel um die Planung und den Aufbau eines Waldgartens. Innerhalb unserer Permkultur-Schule konnte ich einen Kurs "Forest Garden" in Coglio unter der Leitung von Marco Pianalto organisieren. Mich fasziniert die dreidimensionale Planung, das Schichten und Stapeln, und die nicht enden wollenden Funktionsmöglichkeiten der Pflanzen in einem Waldgarten-System. Hier eine Auswahl, geordnet nach den sieben Wachstumsebenen:
Zusammen mit dem Permakultur-Studierenden Alexander Reinhard haben wir im Mai 2018 die Aufgabe übernommen, als Diplomprojekt eine Liste aller essbaren Wasserpflanzen zusammenzustellen. Aufgrund der Zahl an Projekten, an denen ich letztlich arbeite, musste ich allerdings nach der ersten Bestandsaufnahme der Pflanzen auf ein Weiterführen verzichten. So teile ich hier nur die Auflistung der Pflanzen, die wir gemeinsam gefunden haben, ohne detaillierte Beschreibung. Interessierte können sich für weitere Infos oder Anmerkungen via [email protected] an Alexander Reinhard wenden.
Wer sich für den grossen Schatz an essbaren Wildpflanzen interessiert, dem kann ich sehr die Bücher und Kurse von Meret Bisseger ans Herz legen: www.meretbisserger.ch. Hier eine Liste mit vielen essbaren Wildpflanzen, die ich durch einen Kurs bei ihr kennenlernen durfte. Gut 40 davon kann ich nun in meiner Umgebung erkennen und in der Küche nutzen.