Mein Ausbildungsweg durch die Projekte ähnelte manchmal eher einer Schlangenlinie. Das hatte mit den äußeren Rahmenbedingungen zu tun: mit der Unsicherheit, wie und in welchem Umfang die Ausbildungsschritte dokumentiert werden sollten. Doch aus der Ferne betrachtet bleibt dennoch die Form einer Spirale, in der ein Projekt ins andere greift, eine gemachte Erfahrung bei der nächsten hilft. Nach aussen bleibt sie offen, denn viele der Projekte werden mich weiter begleiten.
Zu Beginn meiner Ausbildung 2017 wurden zehn Diplomprojekte für die Akkreditierung benötigt. Dies hat sich im Dezember 2018 geändert. Während eines Diplomkurses haben wir in der down to earth Akademie den Ausbildungsweg neu definiert: Statt zehn Projekten soll künftig an vier Dossiers zu im Handbuch definierten Themen, sowie an drei umsetzbaren Planungen gearbeitet werden. Dies sollte nicht zu einer Qualitätsminderung der Ausbildung führen - im Gegenteil. Mit der Verringerung der Projekte sollte der Fokus mehr auf die Qualität, als auf die Quantität gelegt werden.
Für die Akkreditierung belasse ich die Einteilung in 10 Projekte, so wie ich sie während der Ausbildung begonnen habe.
Für diese Übersicht möchte ich aber zeigen, wie eine Einteilung in Dossiers und Planungen aussehen könnte. Die Schwierigkeit: Alle Projekte beinhalten eigentlich immer eine Planung, was die Unterscheidung erschwert. So zähle ich also zu den Dossiers die eher praktischen und umgesetzten Arbeiten und zu den Planungen die drei Gestaltungsaufträge für Dritte, die alle eine langfristige Umsetzung anstreben. Ein dritter Block ist dann allen anderen Projekten gewidmet, an denen ich in diesen zwei Jahren gearbeitet habe. So komme ich schlussendlich auf 13 grosse und kleine Projekte, die aber auf unterschiedliche Weise dokumentiert sind. Sie haben alle gemeinsam, dass sie die drei Grundprinzipien der Permakultur-Ethik integrieren wollen:
EARTH CARE PEOPLE CARE FAIR SHARE
Manchmal ist es schwierig, alle drei Grundsätze in gleichem Masse zu befolgen. Tatsächlich habe ich auch in Permakultur-Kreisen festgestellt, dass wir uns mit der EARTH CARE leichter tun, als mit der PEOPLE CARE. Alle drei Grundsätze zusammen verlangsamen Plangungs- und Umsetzungsprozesse, haben aber das Potenzial, qualitativ und langfristig bessere Projekte hervorzubringen.
Feedback zu den Projekten: Aus meiner persönlichen Erfahrung würde ich eine qualitativeund nicht quantitative Beurteilung der Projekte begrüssen. Dies hätte den Vorteil, dass man sich auf Projekte, die einem am Herzen liegen, besser einlassen und vertiefen kann. Bei mir sind einige Projekte sehr umfangreich geworden, andere dagegen konnte ich zeitmässig nicht weiter vertiefen, obwohl ich das gerne getan hätte. Man wird schnell dazu verleitet, einfach ein Projekt nach dem anderen abzuhaken, immer die Zahl 10 im Hinterkopf. Aber genau das sollte nicht passieren!
Auf der anderen Seite setzt man sich so mit einer Vielzahl von Themen auseinander. Diese Chance hätte ich bei weniger Projekten vielleicht nicht genutzt. Hier ist die Rolle der Tutoren stärker gefragt, die im Austausch mit den Studierenden sehen können, ob und wann jemand für eine Akkreditierung bereit ist. Einfach 10 gut dokumentierte Projekte machen da nicht den Ausschlag. Wichtig ist eher:
Wie sehr habe ich die Grundsätze und Prinzipien der Permakultur verinnerlicht, kann ich sie umsetzen und weitergeben, damit auch andere davon profitieren?
Habe ich genügend Basiswissen und ein Netzwerk, auf das ich mich stützen kann und von dem ich ein Feedback bekomme?
Welchen Einfluss haben die Permakultur und ihre Gestaltungsgrundsätze auf mein eigenes Leben?
Denn einen Garten perfekt nach Permakulturprinzipien zu gestalten, aber weiter unreflektiert Müll zu produzieren, im Supermarkt einzukaufen, seine Familie über die Leidenschaft für die Arbeit zu vernachlässigen und am eigenen Körper Raubbau zu betreiben (denn auch der Körper ist ein Garten, den man nach permakulturellen Grundsätzen behandeln kann und sollte) - wo liegt da der wirkliche Wandel? Durch die Nähe zur italienischen Permakulturakademie weiss ich zum Beispiel, dass dort für die Akkreditierung zu 60 Prozent zählt, wie der Studierende die Permakultur im eigenen Leben integriert hat.
Ganz permakulturell wird aus dem Konflikt um die Ausbildungsanforderung ersichtlich, dass ein auf einen Tutor ausgerichtetes System nicht resilient funktionieren kann. Fehlt er als Element, kann das System zusammenbrechen. Statt des Modells der Verzweigung würde sich das eines Netzes anbieten: Fällt ein Knoten aus, kann das Netz dennoch weiter bestehen. Ich hoffe sehr, dass sich für die Aubildung in der Schweiz künftig eine für alle Landesteile verbindliche Struktur entwickeln lässt, die sowohl die Qualität sicherstellt, als auch der grossen Biodiversität der Studierenden gerecht werden kann. Daran würde ich in Zukunft gerne mitarbeiten!